Ist Bescheidenheit eine Tugend?

Ich kenne viele Unternehmen, die tolle Produkte anbieten, sich aber darin, diese Vorteile zu kommunizieren, sehr zurückhalten. Warum?

Ein Beispiel: Unternehmen A hat seinem Kunden ein geniales Produkt geliefert, beispielsweise eine technische Infrastruktur, die dem Kunden ermöglicht schneller zu arbeiten, aber auch Strom zu sparen. Der Kunde ist völlig zufrieden und hat sogar noch mehr Nutzen, als er erwartet hatte: er spart Energie!

Unternehmen B hat seinem Kunden ein ausreichendes Produkt geliefert. Eine technische Infrastruktur, die dem Kunden ermöglicht schneller zu arbeiten. Genau das, was der Kunde wollte. Nicht mehr, nicht weniger.

Unternehmen B gibt nun eine Presseinformation über seine Leistung heraus und informiert seine Kunden und Interessenten via Newsletter über die getane Arbeit. Unternehmen A tut nichts. Das Resultat: Unternehmen B gewinnt mehr Kunden. Unternehmen A ist frustriert, weil Unternehmen A denkt, dass es auf dieser Welt ungerecht zugeht und nicht das Beste Produkt „gewinnt“.

Es ist nicht selbstverständlich

Meiner Ansicht nach denken viele Unternehmer, die ein gutes Produkt liefern, dass die Kunden das automatisch verstehen müssten (dass das Produkt gut ist). Es ist ja schließlich offensichtlich, dass es das Beste ist. Leider funktioniert das nicht. Hier kann ich nur an einen Vortrag von Lars Hinrichs (Gründer von xing) anknüpfen, den ich diese Woche auf einer Veranstaltung (Wirtschaftsjunioren Karlsruhe) hören durfte. Es ging um die Frage zum Standort Deutschland. Herr Hinrichs gab einen wichtigen Aspekt zu bedenken; nämlich den, dass es eine Sache gäbe, die wir von den Amerikanern noch lernen könnten; und das wäre die Vermarktung. Auf diesem Gebiet hätten wir noch eine Menge Nachholbedarf. Ich habe diese Aussage mit einem zustimmenden Seufzer bejaht.

Vermarktung ist nichts schlechtes!

Woran liegt es also, dass wir in Deutschland dieses Thema so stiefmütterlich behandeln? Ist es die Bescheidenheit, welche die Philosophie des deutschen Volkes ausmacht? Ist Bescheidenheit wirklich eine Tugend? Kaum einer mag aufgeblähte und allglatte Vertriebsleute, die alle Konkurrenten ins Unrecht setzen und einem das Blaue vom Himmel versprechen. Aber ist es sinnvoll, dass sich tüchtige und kompetente Leute nicht ins Rampenlicht wagen, weil Bescheidenheit eine Tugend und Reden doch nur Silber und Schweigen vielmehr Gold ist? Soll man das Feld wirklich denen überlassen, deren Selbstbewusstsein die Kragenknöpfe ihrer selbst und anderer platzen lassen?

Genügsamkeit ist Stillstand

Bescheidenheit ist per Definition Genügsamkeit. Genügsamkeit heißt, dass man sich mit dem zufrieden gibt, was man hat. Wenn man sich mit dem zufrieden gibt, was man hat, dann wird man nicht mehr erreichen. Man wird sich nicht weiterentwickeln. Wenn das ein Unternehmen tut, dann ist sein Ende besiegelt. Denn ein Unternehmen, das nicht wächst, wird in unserer Welt, allein aufgrund der wachsenden Abgabenlast, schrumpfen.

Ich finde, wir haben eine Menge findiger, guter, kompetenter, tüchtiger Leute in Deutschland. Eine Menge Leute, die etwas bewegen wollen und das auch tun. Die Zeiten, in denen man hinter vorgehaltener Hand seine Erfolge erzählt, sollten endlich vorbei sein. Die Neidkultur kann nur aufgrund der Leute gedeihen, die selbst nichts zustande bringen und andere wegen ihres Erfolges abwerten müssen.

Unternehmer sind immer darauf bedacht, Situationen zum Besseren zu wenden. Und wenn Sie einen guten Job gemacht haben, dann sollten sie das auch sagen. Andernfalls werden die gewinnen, deren Selbstbewusstsein, und nicht deren Kompetenz, größer ist. Meine Meinung: seien Sie stolz auf das, was Sie können und geleistet haben. Und wenn es gut ist und andere Leute davon profitieren oder lernen können, dann sagen Sie das auch!

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